Bin oder nicht bin

So fühlt man sich am Ende der Schwangerschaft, kurz vor der Geburt. Ich muss es ja wissen nach zwei Kindern. Ich bin aufgeregt und freue mich auf mein Baby, das so lange in mir war, endlich in die Arme nehmen zu können und an die Brust zu drücken. Es endlich in Wirklichkeit zu sehen und ungläubig anzufassen, das schönste Baby der Welt. Nein, natürlich bin ich nicht schwanger, aber es geht mir so, ich fühle mich so im Moment. Mein Buch ist eingestellt und in Amazon erhältlich. Ich freue mich riesig und doch ist es noch so, als wäre es in meinem Bauch. Selbstredend, dass ich die erste Käuferin war. Ich habe sogar zig Exemplare bestellt. Erst wenn diese Exemplare bei mir ankommen, ich sie in Händen halte, den Druckerduft rieche und zärtlich darin blättern kann, ja dann ist die Freude vollkommen. Klar, es ist nicht mein erstes Buch. Das andere ist eben ein Ebook und den Reader ans Herz zu drücken mit ungefähr zweihundert weiteren Büchern ist einfach nicht dasselbe. Also harre ich noch aus. Bald hat die Warterei ein Ende. Bis dahin bin ich zappelig. Auf jeden Fall ist es ein Ereignis, das ich mit Familie und Freunden zu feiern gedenke. Dann kriegen sie gleich ein Exemplar aufgedrückt. Vielleicht lesen sie es sogar. Zumindest die, die noch Bücher lesen. Wenn ja, bin ich gespannt auf ihre Meinung, auch wenn ich annehme, dass sie es aus Liebe zu mir, positiv bewerten werden. Und natürlich auch aus der Befürchtung, dass ich ihnen bei schlechter Kritik nie wieder meine berühmten Polpette, die italienischen Fleischkügelchen, kochen werde. Das könnte ich verstehen. Wer will darauf schon freiwillig verzichten. Redlich verdient haben sie sich das Buch trotzdem. Mich zu ertragen, wenn ich in der fiktiven Welt der vier Mädels war, muss nicht immer einfach gewesen sein. Also können sie das Exemplar auch einfach als Erinnerung an schwere Zeiten behalten. Leider ist ihnen keine Pause vergönnt, weil ich schon an der nächsten Geschichte bin. Sie merken es vielleicht nur nicht, weil ich zur Zeit auf meinem Hochgefühl schwebe. Und in meiner Schublade warten noch einige Notizen für andere Geschichten, die mir weitere Schreibstunden garantieren. Wenn schon, denn schon. Ich bin und bleib dran.

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