Achtung Gefahr - Plagiat

Fast wäre ich einmal unwissentlich in diese Falle gelaufen. Wie kam das? Und warum habe ich aufgehört Gedichte zu schreiben?

Wie ich schon erwähnt habe, schrieb ich früher auch Gedichte. Hauptsächlich, weil ich wenig Zeit zur Verfügung hatte in meinem achtzehn-Stunden-Tag. So entstanden etliche Seiten. Die Arbeit fiel mir leicht. Es sammelte sich im Kopf und musste nur noch auf Papier gebracht werden - wirklich Papier. Im Büro schrieb ich sie jeweils ab. Ich überlegte mir, ein Gedichtband zu veröffentlichen, weil ich mächtig stolz war auf meine Werke. Von den Kolleginnen, denen ich sie vorlas, hatte ich genug Lob bekommen, das mich im Vorhaben bestärkte. Einer gab ich ihr Lieblingsgedicht, weil sie so drollig bettelte und mein Bauchgefühl ebenfalls zustimmte. Wie sich herausstellte, war das pures Glück. Sie las es öfter, wie sie erzählte. Als sie nach den Weihnachtsferien, die sie im Tirol verbrachte zurückkam, erzählte sie mir etwas Merkwürdiges. Sie hatten im Hotel eine Feier und dort habe eine Frau mein Gedicht vorgetragen. Ob ich es noch jemandem gegeben habe. Ja, hatte ich. Diese Frau war aber nicht mehr in der Firma. Wir dachten an Zufall, dass diese Frau vielleicht auch mal dort war und das Gedicht weitergegeben hatte. Fall klar und abgeschlossen. Bei weitem nicht. Im Innern liess es mich nicht in Ruhe. Immer wieder meldete sich die Frage, wie das möglich gewesen sei. Es vergingen einige Wochen bis ich endlich die Anfangsworte in Google eingab. Ihr könnt euch mein Erschrecken gar nicht vorstellen, als ich Treffer landete. Was? Was? Es war ein Liedtext, der Jahre zuvor erschien. Ich hatte es weder bewusst noch unbewusst je gehört oder gelesen. Dann wären vielleicht einzelne Stellen identisch gewesen. Ich verglich den Text. Wortwörtlich hatte ich dasselbe aufgeschrieben.

Ich kann mir bis heute nicht erklären, wie das geschehen konnte. Aber wenn ich mir vorstelle, dass ich den Text unter meinem Namen veröffentlicht und eine Klage wegen Plagiats am Hals gehabt hätte. Schreck lass nach - eine teure Sache.

Ich habe seither nur noch für den Hausgebrauch gedichtet. Vielleicht, wer weiss, mach ich mir die Arbeit und kontrolliere jeden Text, ob er nicht irgendwann erschienen ist. Und mache meinen Gedichtband doch noch. Man sollte seine Träume und Wünsche nicht einfach in die Wüste schicken.

So jetzt hoffe ich, dass ich einmal etwas früher wieder einen Eintrag mache. Irgendwie läuft die Zeit so schnell.

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